Die Mondknotenachse

Die Mondbahn schneidet die Sonnenbahn (Ekliptik) unter einem Winkel von 5°. Die beiden Schnittpunkte liegen einander genau gegenüber und konstituieren die Mondknotenachse.

Die Mondknotenachse zeigt an, wie in der Familie (Mond) die persönliche Eigenart des Horoskopeigners (Sonne) gelebt werden konnte.

Da aber in der Familie immer eine gewisse Spannung besteht, die einerseits hervorgerufen wird durch die oft sehr verschiedenen Verhaltensmuster und Lebensstile von Vater und Mutter, anderseits aber auch durch die stark gegensätzlichen Seiten in ein und derselben Elternperson, muß sich diese Spannung auch im Horoskop ausdrücken.

Der symbolische Ausdruck der Familienspannung ist die Oppositionsstellung der Mondknotenachse.

Am aufsteigenden Mondknoten (Drachenkopf) verbinden sich die Energien von Sonne (Lebensfreude) und Mond (Geborgenheit). Der Horoskopeigner erlebte hier die selbstverständliche Unterstützung und Ermutigung in seiner Familie. Deswegen sagt man auch: der aufsteigende Mondknoten hat jupiterhaften Charakter. Hier finden sich also die Verhaltensmuster der Famlie, mit denen sich der Horoskopeigner gut identifizieren konnte. Diese Verhaltensmuster können aber auch gegensätzlich bzw. für die Charakterprägung negativ gewesen sein, wenn Spannungsaspekte mit dem aufsteigenden Mondknoten verbunden sind.

Am absteigenden Mondknoten (Drachenschwanz) trennen sich die Energien von Sonne und Mond. Der Horoskopeigner wurde hier in seiner Familie gebremst bzw. frustriert. Deswegen sagt man auch: der absteigende Mondknoten hat saturnhaften Charakter. Hier finden sich also die Verhaltensmuster der Famlie, die ihm fremd geblieben sind oder in denen er sich unsicher fühlt.

Eine karmische Interpretation der Monknotenachse lehne ich ab.

Beide Mondknoten bezeichnen zwingende Motivationen, die sich über die Zeichen- und Häuserstellung sowie über die Aspektierung im gesamten Horoskop auswirken. Da es sich bei der Mondknotenachse um eine Oppositionsstellung handelt, muß der Horoskopeigner lernen, die Balance zwischen beiden Polen zu finden. Er muß gewissermaßen in seiner Person die Spannungen in seiner Familie miteinander versöhnen.

Normalerweise fällt es leicht, die Energien des aufsteigenden Mondknoten zur Geltung zu bringen, es sei denn, daß Spannungsaspekte auf diesen Punkt stehen. Der Horoskopeigner fühlt sich an diesem Pol emotional sicher. Man kann auch sagen, sein Herz (Sonne + Mond) schlägt für diese Energien. Der aufsteigende Mondknoten drückt das bevorzugte Lebensgefühl aus, und er beschreibt mit seinen Energien die bevorzugten Lebensverhältnisse.

Die Energien des absteigenden Mondknotens werden dagegen zunächst verdrängt oder auch in zwangshafter Weise (skorpionisch) übertrieben gelebt. Das gilt für alle Planetenstellungen am absteigenden Mondknoten und für Stellungen im Spannungsaspekt dazu. Der Horoskopeigner fühlt sich hier von der Mond- und Sonnenenergie verlassen. Das damit verbundene Gefühl der Ungeborgenheit versetzt ihn gewissermaßen in Panik. So verwendet er die am absteigenden Mondknoten stehenden Energien entweder gar nicht oder aber er setzt sie in übertriebener Form ein.

Am Anfang des Lebens droht deshalb immer die Gefahr der Instrumentalisierung (neurotische Schieflage) der Mondknotenachse. Der lebendige und ausgeglichene Mensch erwartet dagegen von den Energien des aufsteigenden Mondknotens nur eine vorläufige Geborgenheit. Er weiß, daß er am absteigenden Mondknoten ab und zu unvorhersehbare Erfahrungen machen soll, die er zulassen muß, damit sich sein Leben schöpferisch entwickeln kann. Hier darf gewissermaßen das Chaos ein Stück in sein Leben einbrechen. Anschließend soll es aber gebändigt werden, was bedeutet, daß eine neue Balance zwischen absteigendem und aufsteigendem Mondknoten gefunden werden muß.

Die Mondknotenachse gibt immer eine gute Orientierung für die ganzheitliche Interpretation eines Horoskops. Die Aufgabe des Horoskopeigners besteht ja darin, die Energien des aufsteigenden Knotens gerade dadurch zu verwirklichen, indem er die Energien des absteigenden Knotens immer wieder neu zu leben sucht. Der Astrologe Bernd A. Mertz hat dafür das Bild von der Krone und den Wurzeln eines Baumes gebraucht. Die Krone (der aufsteigende Knoten) kann nur soweit wachsen, wie die Wurzeln (der absteigende Knoten) es zulassen.

Da die mit dem absteigenden Mondknoten verbundenen Energien des Horoskops Schattencharakter haben, bekommen sie auch eine große Bedeutung für die Partnerwahl.

Der Horoskopeigner projiziert diese Energien im Zustand der Verliebtheit (zum Teil) auf sein Gegenüber in der unbewußten Erwartung, daß ihm der Partner zum Geburtshelfer für die eigenen noch unentwickelten Fähigkeiten wird. Im weiteren Verlauf der Beziehung (wenn die Verliebtheit vorüber ist) werden allerdings gerade diese Schattenenergien zu einer großen Belastung, nämlich dann, wenn es den Beteiligten nicht gelingt, die eigene Mondknotenachse einigermaßen zu harmonisieren.

Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 2011

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