Andreas L. - Amok-Pilot der Germanwings

Eine extreme manisch-depressive Persönlichkeit

Andreas L. geb. am 18.12.1987. Die Geburtszeit ist unbekannt. Sie wurde hier auf 12.00 Uhr gestellt.

andreas

Die Konstellation, die zunächst ins Auge fällt, ist Priapus im Steinbock mit Halbsextil zu Saturn/Merkur im Schützen. Priapus ist der erdnächste Punkt der Mondumlaufbahn und entspricht den Energien von Mond, Neptun und Pluto. Priapus bedeutet also eine extreme Sensibilität. In Verbindung mit der Steinbock-Energie ist diese Konstellation die geradezu klassische Stellung für Enttäuschung, Traurigkeit, Melancholie bis hin zur Depression. Menschen mit dieser Veranlagung empfinden sich oft als Außenseiter und irgendwie fremd in der realen Welt. Im Horoskop von Andreas L. bildet Priapus eine Konjunktion mit Ceres (Stier) und ein Halbsextil zu Saturn in Schütze. Seine depressive Veranlagung erhält damit eine erhebliche Verstärkung und zusätzliche Substanz.

Hinzugenommen werden muß nun der isolierte Neptun im Steinbock, der aber allein ohne Priapus die schwere depressive Veranlagung des Andreas L. nicht erklären könnte. Planeten ohne Aspekte werden zu Anfang des Lebens meistens nicht gelebt, weil sie von den übrigen Energien des Horoskops nicht berührt und damit auch nicht angeregt werden. Kommen sie aber im Laufe des Lebens aus der Latenz, dann wirken sie besonders stark, weil sie nicht durch Aspekte gezwungen werden, Kompromisse zu schließen. Eine besonders starke Wirkung entwickeln diese Planeten unter dem Einfluß von Transiten. Andreas L. stand unter solchem Einfluß, denn am 24. März 2015 bildete der aktuelle Neptun ein Sextil zum Geburts-Neptun (und ein Halbquadrat zur Radix-Konjunktion Ceres/Saturn) und zur Unglückszeit (10h53, Ort Nähe Nizza, nach Angabe von Germanwings) war auch noch das aktuelle MC in Fische eingebunden.

Außerdem befand sich der Transit-Priapus auf 23° in Fische, also mit einem Sextil auf Ceres/Saturn im Steinbock und mit einem wirksamen Quadrat zum Radix-Saturn in Schütze, wiederum ein starker depressiver Impuls. Die Transit-Lilith stand auf 8°45 in Jungfrau und bildete damit ein genaues Anderthalbquadrat zur Radix-Konjunkton Ceres/Priapus in Steinbock. Dieser direkte Spannungsaspekt von Lilith zu Priapus ist am schwierigsten auszubalancieren und kann zu verrückten Handlungen führen.

Wir haben es also mit fünf Verbindungen der Energien von Steinbock (Saturn, MC), Fische (Neptun, Priapus) und Krebs (Mond, Priapus) zu tun. Es ist damit vollkommen klar, daß der HE ein depressiver Typ ist und zur Tatzeit besonders gefährdet war.

Das ist die eine Seite seiner Persönlichkeit, die neptunische. Es gibt aber auch die andere, die uranische. Sie ist bei Andreas L. ebenfalls sehr stark gestellt, nämlich mit den Energien von Sonne Konjunktion Uranus mit Quadrat zur Mondknotenachse und den Energien von Lilith (Mond, Uranus, Pluto) im Löwen mit Trigon zu Jupiter im Widder. Ganz allgemein steht die Energieverbindung von Mond, Jupiter und Uranus für Begeisterungsfähigkeit. Sie ist das genaue Gegenteil von Mond, Saturn und Neptun. Diese Begeisterungsfähigkeit, die sich beim HE vor allem auf die Fliegerei, einer Entsprechung von Jupiter/Uranus, bezog, bekommt durch die Einbindung der Sonne in Schütze und der Lilith im Löwen (Sonne) zusätzlich einen Hang zur Selbstherrlichkeit. Außerdem wird durch die Aspektfigur Lilith-Jupiter-Priapus das uranische mit dem neptunischen Prinzip verbunden, so daß wir auch von Größenwahn sprechen können.

Weiterhin gibt es ein Halbquadrat zwischen Uranus im Schützen und Pluto im Skorpion, das Fanatismus (extreme Eigenwilligkeit) symbolisiert und eine Opposition zwischen Chiron (Jungfrau) und Uranus, in die auch Saturn eingebunden ist. Sie steht für rebellische Überzeugungen. Damit haben wir die entscheidenden Widersprüche im Horoskop benannt.

Andreas L. war ein Mensch mit starker narzistischer Veranlagung (in der Terminologie der Transaktionsanalyse ein Mensch mit einem negativen freien Kind-Ich, also ein Chaot), der gleichzeitig durch extrem depressive Stimmungen belastet wurde und damit als eine manisch-depressive Persönlichkeit bezeichnet werden muß. Bis zu einem bestimmten Grad kann eine solche Veranlagung durchaus positiv gelebt werden. Diese Menschen sind sehr kreativ und üben oft einen künstlerischen Beruf mit viel Erfolg aus. Bei Andreas L. ging die Charakterstruktur aber wohl über ein noch produktiv zu bewältigendes Maß hinaus. Da er sich in den Kopf gesetzt hatte (Chiron Opposition Uranus), daß Pilot sein Traumberuf sei, geriet er in das Dilemma, auf diesen Beruf letztlich verzichten zu müssen, denn eine depressive Veranlagung ist ein Auschluß-Kriterium in der Fliegerei. Mit dem ihm eigenen rebellischen Fanatismus (Saturn/Uranus Halbquadrat Pluto) und dem ihm ebenfalls auch eigenen verletzbaren Stolz (Mondknoten in Fische) war er dazu nicht in der Lage.

Hier muß nun noch die aktuelle Uranus-Pluto-Quadratur (Kardinale Klimax) berücksichtigt werden, die am 17. März zum letzten Mal exakt geworden war. Sie stand in ziemlich genauer Resonanz mit dem Radix-Mars im Horoskop von Andreas L. Unter Berücksichtigung seiner  manisch-depressiven Veranlagung hat diese fanatisch-aggressive Konstellation wahrscheinlich den Ausschlag gegeben bei seiner Selbstzerstörung.

Die Tragik des Andreas L. liegt in der großen Spannung zwischen seinen neptunischen und uranischen Energien. Im Horoskop wäre das ohne weiteres sehr schnell zu erkennen gewesen, wenn bei der Einstellung ein Astrologe zu Rate gezogen worden wäre. Es muß hierfür nicht einmal die genaue Geburtszeit bekannt sein. Erst die Verbindung von narzistischer Selbstbezogenheit (Sonne, Uranus, Jupiter) und depressiver Weltflucht (Mond, Neptun, Saturn) hat jene explosive Situation im Charakter erzeugt, die sich unter verstärkenden Transiten in diesem spektakulären Selbstmord entladen hat.

In gewisser Hinsicht hat Andreas L. Pech gehabt. Seine Horoskop-Konstellationen verlangen ein gereiftes Alter, um sie ausgeglichen verwirklichen zu können. Saturn-Neptun-Stellungen führen zunächst immer zu Enttäuschungen und Frustrationen und können eigentlich erst nach der Lebensmitte in Gelassenheit verwandelt werden. Dafür hätte er sich allerdings einen anderen Beruf aussuchen müssen.

Andererseits werden gerade junge Männer in unserer Gesellschaft gern zu technisch-sportlichen Berufen motiviert und Andreas L. ist diesem Trend gefolgt. Für sein Horoskop war das allerdings der falsche Weg. Die starke neptunische Seite verlangt hier nach Verinnerlichung, die ihm wohl in seiner Erziehung nicht nahegelegt wurde. Es gibt aber keinen Verzicht (Saturn-Neptun) ohne das Wissen, daß auf einer tieferen Manifestationsebene dieselben Energien wieder zum Zuge kommen können. Niemand verzichtet, nur um zu verzichten. Er braucht dafür einen Sinn.

So sah sich Andreas L. wohl mit der Überlegung zum Verzicht auf seinen Beruf vor das Nichts gestellt. Und in seinem fanatischen Stolz fühlte er sich geradezu durch das Leben gekränkt, das ihm einen solchen Verzicht offensichtlich zumutete. Mit einem letzten Trotz (Mondknoten in Fische Quadrat Uranus) hat er sich dieser Zumutung verweigert und einen Abgang gesucht, der seinem übersteigerten Ego (Sonne Konjunktion Uranus, Lilith in Löwe) entsprach.

Rolf Freitag, Schule für Psychologische Astrologie in Heiligenhaus, 2015

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